Praxis im Dorf

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perspektywa hat sich zum Ziel gesetzt, bei den Bedarfen der Menschen vor Ort anzusetzen und sie dabei zu unterstützten, sich untereinander zu vernetzen und gemeinsam handlungsfähig zu werden. Im Zentrum steht somit die Stärkung der Zivilgesellschaft in einzelnen Gemeinden. Dabei arbeitet das Projekt in drei Dörfern besonders intensiv. Aufgrund unterschiedlicher Ausgangsvoraussetzungen erfordert dies auch ein differenziertes Vorgehen. In einer Gemeinde gibt es einen starken Einfluss Rechtsextremer, das erfordert  bürgerschaftliches Engagement als Normalität zu unterstützen, in einem anderen Dorf gibt es viele Engagierte, die teils nicht zusammenarbeiten und in der anderen Gemeinde haben Engagierte mit mangelnder Beteiligung zu kämpfen. In zwei Dörfern hat das Projekt im ersten Schritt Begegnungsmomente zwischen Deutschen und Polen initiiert oder unterschützt, zum Beispiel einen deutsch-polnischen Bürgertreff, in dem alteingesessene Deutsche und polnische Zuzügler bei „deutscher und polnischer Bratwurst“ miteinander ins Gespräch kommen – oder ein gemeinsames Ernte- oder Weihnachtsfest.

Bei diesen Begegnungen wurden Bewohnerinnen und Bewohner mit unterschiedlichen Ansätzen behutsam befragt, sei es in Form eines offenen Interviews durch deutsch-polnische Sprachmittlerinnen und Sprachmittler oder eines moderierten Marktstandes. Gefragt wurde, was ihnen besonders gut in ihrem Dorf gefällt, worüber sie gern Gästen erzählen oder was sie ihnen zeigen, aber auch was ihnen nicht so gut gefällt und wo sie sich Veränderungen wünschen. Mit diesen Ergebnissen sollen weitere passende Angebote mit engagierten Einwohnerinnen und Einwohnern, die sich wiederrum an alle richten, entwickelt werden.

Mit diesem Vorgehen versucht das Projekt über bestehende Vorbehalte bereits Engagierter hinaus zu blicken und Skepsis gegenüber Veränderungen abzubauen, die sich in Form von Statements wie „Bei uns soll alles so bleiben wie es ist“ oder „Uns fehlt nur Geld“ ausdrückt. Die Schwierigkeit dabei ist häufig, dass sich Engagierte Unterstützung für ihr Engagement wünschen und nicht noch mit anderen neue Dinge aushandeln möchten. Auch ist die Vorbereitung einer solchen Veranstaltung teilweise sehr zeitaufwendig. Da das Projekt das Ziel verfolgt, alle Vereine und wichtigen demokratischen Akteure im Dorf einzubinden, kann die Vorbereitung eines Bürgertreffs durchaus bis zu einem Jahr dauern.

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